Verein Vogtland 89 startet Kampagne „Stimmen für ein IDZ“

Plauen hat im Herbst 1989 viel erreicht. Bekannt ist davon außerhalb der Stadt nur wenig. Das soll sich aber ändern.

Der Verein Vogtland 89 e.V. setzt sich deshalb seit langem für die Schaffung eines Informationsortes zur Friedlichen Revolution in Plauen (IDZ) ein. Ende 2019 hat der Plauener Stadtrat dazu einen positiven Grundsatzbeschluss gefasst. Nun geht es um die richtige Entscheidung für den Standort der neuen Einrichtung. Zur Diskussion stehen ein kombinierter Neubau gemeinsam mit der Tourist-Information in der Melanchthonstraße 1A in unmittelbarer Nähe zum damalige Ereignisort und zum heutigen Wendedenkmal oder eine Sanierung des alten Brandschutzamtes im Oberen Graben 20.

Der Verein Vogtland 89 ist vom Standort Melanchthonstraße überzeugt und startet dafür nun eine Informationskampagne im Internet. Auf der Webseite www.vogtland89.de sowie auf der Facebook-Seite des Vereins werden ab dem kommenden Montag „Stimmen für ein IDZ“ erklingen. Den Auftakt macht ein kurzes Informationsvideo. Danach erscheint am selben Ort jeden Tag eine neue Stimme und stellt ihre Argumente für ein IDZ in der Melanchthonstraße vor.

Der Verein will mit dieser Aktion die Bürger informieren und ein Zeichen für die bevorstehenden Beratungen im Plauener Stadtrat setzen. In Coronazeiten sind öffentliche Veranstaltungen leider eingeschränkt – im Internet glücklicherweise nicht.

www.facebook.com/vogtland89 

Berliner Mauer: Festgenommen für die Freiheit. Die Geschichte Falk Mrázeks

Am Morgen des 13. August 1961 reißen tausende Volks- und Grenzpolizisten mitten in Berlin das Straßenpflaster auf. Sie errichten Barrikaden, stemmen Betonpfähle in den Boden und spannen Stacheldraht auf. Dieses Provisorium ersetzen Bautrupps in den folgenden Tagen durch eine fast zwei Meter hohe, massive Mauer, die die politische Spaltung Deutschlands und Europas greifbar werden lässt.

Falk Mrázek ist 17 Jahre alt, als er am 14. September 1978 allein mit dem Zug von Bischofswerda nach Berlin fährt. Sein Ziel ist der Pariser Platz, das Brandenburger Tor, die Mauer. Unter den Augen zahlreicher Touristen unterläuft er unweit des berühmten „Hotel Adlon“ eine Schranke der Grenzanlage und betritt damit militärisches Sperrgebiet. Unbewaffnet und mit erhobenen Händen geht Mrázek auf den Grenzposten zu, der mit dem Gewehr auf ihn zielt – und lässt sich festnehmen. Der Jugendliche möchte mit dieser Aktion dem Ausreiseantrag seiner Eltern Nachdruck verleihen. Was folgt, sind endlose Verhöre durch die Staatssicherheit und ein Urteil zu 14 Monaten Haft. Mrázeks Geschichte führt ihn durch verschiedene Gefängnisse, bis er in einem Arbeitslager des Chemiekombinates in Bitterfeld landet, wo er unter unvorstellbaren Bedingungen arbeiten muss. Schließlich über das Kaßberg-Gefängnis in Karl-Marx-Stadt freigekauft, geht Mrázek in den Westen und in die USA, wo er lange arbeitet. Kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland im vergangenen Jahr, schreibt er seine Lebensgeschichte nieder. In „Erwachsenwerden hinter Gittern. Als Teenager im DDR-Knast“ erzählt Mrázek, wie sein Leben an der Berliner Mauer seinen entscheidenden Wendepunkt nimmt. Heute sind diese Erfahrungen Grundlage für seine Aktivitäten als Zeitzeuge u. a. am Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz.

Letztlich trägt die Berliner Mauer auch dazu bei, die DDR loswerden zu wollen. Sie ist der zu Stein verdichtete Beleg für das Versagen eines Staates. Das zeigt auch das Beispiel von Falk Mrázek deutlich“, so der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Lutz Rathenow. Falk Mrázeks Buch ist kürzlich in der Buchreihe des Landesbeauftragte erschienen.