Vogtland 89 trifft Bundestagspräsidium in Mödlareuth

Zwei Tage hatten sich die Präsidentin des Deutschen Bundestages und die Vizepräsidenten für das Vogtland Zeit genommen. Auf dem Programm standen viele interessante Stationen – zum Schluss auch das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth. Hier im ehemals geteilten Dorf ist der Schrecken des Eisernen Vorhangs noch immer erlebbar.

Fünf Mitglieder von Vogtland 89 waren als Zeitzeugen zugegen und begleiteten das Bundestagspräsidium auf dieser Station. Auf dem Bild sind neben der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, den Vizepräsidenten (v. l. n. r.) Katrin Göring-Eckardt, Aydan Özoğuz, Petra Pau, Wolfgang Kubicki und Yvonne Magwas auch unser Vereinsvorsitzender Manfred Sörgel sowie die Vereinsmitglieder Hans-Joachim Wunderlich und Hansjoachim Weiß zu sehen. Mehr dazu im nächsten Newsletter von Vogtland 89.

Grenzturm Heinersgrün

Ein unmenschliches Bauwerk – Grenzturm in Heinersgrün/Vogtland

Am 13. August 2022 jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum 61. Mal. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, erinnert aus diesem Anlass an das Leid, das die deutsche Teilung für die Menschen in Ost und West brachte. Fast 30 Jahre lang teilte die Mauer Berlin und die beiden deutschen Staaten. Als Symbol von Unfreiheit prägte sie eine ganze Epoche. Generationen litten unter ihr und den Folgen der deutschen Teilung. An der Mauer zerbrachen berufliche Karrieren und Lebensträume, Freundschaften und Familien. Den Versuch, den Todesstreifen zu überwinden, bezahlten mindestens 140 Menschen mit dem Leben. Mittlerweile ist die Mauer Geschichte: die friedliche Revolution brachte sie zu Fall, genauso wie das Regime, das sie errichten ließ.

„Auch heute – mehr als drei Jahrzehnte später – bleibt es wichtig, die Erinnerung an die deutsche Teilung und deren Folgen wach zu halten, ihrer Opfer zu gedenken und das Moment der friedlichen Selbstermächtigung im Herbst ‘89 zu würdigen. Historische Bauwerke spielen hierbei eine große Rolle, denn sie sind die sichtbaren Zeichen einer vergangenen Epoche im Heute. Sie wecken Neugier, provozieren Fragen. Deshalb begrüße ich es sehr, dass einer der letzten Grenztürme in Sachsen im vogtländischen Heinersgrün baulich ertüchtigt wird und bald als öffentlich zugänglicher Erinnerungsort genutzt werden kann“, so Dr. Nancy Aris.

Direkt an der A 72 gelegen, passieren täglich tausende Autofahrer den ehemaligen Wachturm. Wer aus Leipzig, Chemnitz oder Dresden mit dem Auto in Richtung Bayern unterwegs ist, dem ist der graue Grenzturm sicher schon einmal aufgefallen. Ab Frühjahr 2023 wird es möglich sein, ihn zu besichtigen. Er wird dann als Außenstelle des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth betrieben werden.

Was plant das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth in 2019?

Mödlareuth hat sich für das Jubiläumsjahr 30 Jahre Friedliche Revolution und Grenzöffnung viel vorgenommen. Wie die OTZ heute berichtet, sind gleich mehrere außergewöhnliche Projekte geplant.
  1. Freiheitscampus „Tannbach 2019“
  2. Lichtinstallation „Mödlareuther Mauerverlauf“
  3. Gedenkveranstaltung mit Sternwanderung und Zeitzeugengesprächen
  4. Architekturwettbewerb für die Erweiterung des Grenzanlagenmuseums
  5. länderübergreifende Schülerseminare „Mauer, Zaun und Stacheldraht“ (Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung)
  6. Sonderführungen, Rundfahrten und Filmvorführung („Ballon“ von Bully Herbig) am 19.5.2019 (Internationaler Museumstag)
  7. Seminar „Weltgeschichte am Gartenzaun – der Eiserne Vorhang im Dorfbach“ (Stiftung Naturschutz Thüringen)
  8. Freiheitscampus „Tannbach 2019“ am 1. Juli mit Schülern aus Bayern, Sachsen und Thüringen
  9. Bürgerfest des Thüringer Geschichtsverbunds am 8. September
  10. Eröffnung der Sonderausstellung „Umweg Prag – Die Prager Botschaftsflüchtlinge im Herbst 1989“
  11. Infostand des Museums auf der Ländermeile anlässlich der Zentralveranstaltung zum Tag der deutschen Einheit in Kiel vom 1. bis 4.10.
  12. Lichtinstallation „Mödlareuther Mauerverlauf“ am 4. November
  13. Präsentation der Schülerprojekte zu Grenzöffnung am 5. November
  14. Multimediavortrag „Deutschland grenzenlos – Bilder der deutsche-deutschen Grenze damals und heute“

Mödlareuth – das einst geteilte Dorf

Die Amerikaner nannten es »Little Berlin«, dieses Dorf am Ende der Welt, das ebenso wie sein großer Bruder zum Symbol der deutschen Teilung wurde. In Mödlareuth gab es eine Mauer, aber keinen Checkpoint. Über 37 Jahre lang war es auf legale Weise nicht möglich, die Grenze zu überschreiten, um von den einen in den anderen Ortsteil zu gelangen. Hier war Sperrgebiet auf der einen und Besucherandrang auf der anderen Seite. Hier war es verboten, von Ost nach West zu winken oder zu grüßen.

Eine Grenze mitten durch ein kleines Dorf – die Ursachen liegen in Mödlareuth schon Jahrhunderte zurück. Im Jahre 1810 wurden entlang des Tannbaches neue Grenzsteine gesetzt. Die eingemeißelten Initialen »KB« (Königreich Bayern) auf der westlichen, »FR« (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite dokumentieren noch heute die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging der Westteil Mödlareuths in den neu gegründeten Freistaat Bayern, der Ostteil in das Land Thüringen über. Der Tannbach als Grenzverlauf blieb aber weiterhin bestehen, als reine Verwaltungsgrenze, die das Alltagsleben der Mödlareuther kaum beeinträchtigte.

Heute befindet sich hier das Deutsch-Deutsche Museum, das jährlich etwa 90.000 Besucher mit der Geschichte der deutschen Teilung auf anschauliche Weise vertraut macht. Der Verein Vogtland 89 e.V. kooperiert mit dem Museum.