Nachruf auf Eckardt Scharf

Pressemitteilung 26 / 2019 vom 09.01.2020

Am Silvestertag, dem 31. Dezember 2019, verstarb Eckardt Scharf, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Vogtland 89, im Alter von 65 Jahren. Das Engagement des gebürtigen Dresdners galt allem voran seiner vogtländischen Wahlheimat Oelsnitz. Als Stadt- und Kreisrat sowie als Geschäftsführer der Oelsnitzer Tourismus GmbH erhöhte Eckardt Scharf die Sichtbarkeit und die Außenwirkung der Großen Kreisstadt beachtlich.
Besonders am Herzen lag Eckardt Scharf die lebendige Vermittlung der deutschen Teilungsgeschichte. So setzte er sich im Freundes- und Förderkreis Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz e. V. stark für dessen Vermittlungskonzept Leben am Eisernen Vorhang ein. Das sachsenweite Pilotprojekt richtet sich vorrangig an Jugendliche und Schüler, die Eckardt Scharf für die wichtige Aufgabe und Chance zu sensibilisieren versuchte, Geschichte aufzuarbeiten und zu verstehen. Mit Leidenschaft und Ideenreichtum setzte er dies in konkrete Projekte um. Nicht nur die Info-Tafeln entlang der ehemaligen Grenze, sondern auch die Publikationen des Förderkreises, die Grenztouren oder die Gespräche mit Zeitzeugen sind wichtige Belege für Eckardt Scharfs Arbeit.
Neben dem ebenfalls kürzlich verstorbenen Dr. Hartmut Seidel, dem früheren Mitglied und Sprecher der Gruppe der 20 in Plauen, gehörte auch Eckardt Scharf zu den Initiatoren des Vereins Vogtland 89, der auch die Vermittlung des Themas Leben am Eisernen Vorhang zum Ziel hat. Ein praktisches Beispiel hierfür ist die Wanderausstellung Grenzenloses Sächsisch-Bayrisches Städtenetz, die im Herbst 2019 in Zusammenarbeit zwischen dem Oelsnitzer Förderverein und Vogtland 89 sowie mit Unterstützung des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur entstand und besondere Schicksals- und Erinnerungsorte am Grünen Band vorstellt. Ein von Eckardt Scharf 2019 begonnenes Projekt konnte nicht vollendet werden. Gern unterstützt der Sächsische Landesbeauftragte das Projekt weiterhin und ermutigt den Freundes- und Förderkreis Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz e. V., neuen Anlauf zu seiner Umsetzung zu nehmen.
Mit Eckardt Scharf verliert die kritische DDR-Aufarbeitung eine wichtige Stimme, einen engagierten Vermittler einer weltoffenen demokratischen Gesellschaft, im besten Sinne einen Macher und Mahner gegen das Vergessen. Der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur behält ihn und sein Wirken in ehrendem Gedenken. Nicht zuletzt wirkt Eckardt Scharfs Idee einer grenzüberschreitend lebendigen Erinnerung, Verständigung und Aufarbeitung deutsch-deutscher Geschichte fort, beim 24. Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen, der am 15. und 16. Mai 2020 in Plauen stattfinden wird.

Lutz Rathenow
Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Wanderausstellung „Grenzenloses Sächsisch- Bayerisches Grenzgebiet“

Drei Jahrzehnte nach der Friedlichen Revolution und der Grenzöffnung gibt es in Sachsen noch immer einen großen Informationsbedarf, was das „Leben am Eisernen Vorhang“ während der deutschen Teilung bedeutete. Der Freundes- und Förderkreis des Julius- Mosen- Gymnasiums in Oelsnitz engagiert sich seit vielen Jahren für die lebendige Vermittlung der Geschichte im sächsischen Vogtland und bezieht Schülerinnen und Schüler bei dieser Arbeit ein.  So wurden an ausgewählten Standorten des ehemaligen Grenzgebietes Erinnerungstafeln aufgestellt. Das Vermittlungskonzept besitzt Pilotcharakter, da erstmals in Sachsen vorrangig für Schüler und Jugendliche exemplarische Zugänge zur Geschichte des Grenzregimes und zu den Erfahrungen des Lebens an der Grenze geschaffen wurden.

Ab dem 10. September macht eine Wanderausstellung unter dem Titel „Grenzenloses Sächsisch- Bayerisches Grenzgebiet“ auf diese Geschichte aufmerksam. Sie stellt Erinnerungsorte wie die sogenannten geschleiften Orte, Sperreinrichtungen, die Autobahnbrücke bei Pirk, den Grenzbahnhof Gutenfürst oder das Grüne Band im Vogtland vor. Die Ausstellung ist in Oelsnitz, Weischlitz, Plauen und Regnitzlosau zu sehen.