Konzert mit den Klosterbrüdern im Malzhaus sowie Vortrag zu Ostseefluchten

Am 3. Oktober lädt die Galerie im Malzhaus ab 17 Uhr zu einem besonderen Abend ein, der Musikgeschichte und Zeitgeschichte miteinander verbindet. Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit veranstalten das Malzhaus und die Stadt Plauen ein zweiteiliges Programm, das unter die Haut geht. Karten für beide Veranstaltungsteile gibt es im Vorverkauf ab 25 Euro unter anderem im Malzhaus und in der Tourist-Information sowie an der Abendkasse für 29 Euro.

In entspannter Atmosphäre, aber mit Tiefgang, erzählen die Musiker Dietrich Kessler (Klosterbrüder) und Eberhard Klunker (Modern Soul Band) ab 17 Uhr von ihren ganz unterschiedlichen Wegen in den Westen – und von dem, was sie dazu brachte, sich gegen das DDR-System zu stellen. Es geht um Aufbruch, Repression und den Preis der Freiheit. Moderiert wird das Gespräch von Hartmut Rüffert, einem ausgewiesenen Kenner der DDR-Rockszene, der selbst Teil der Opposition war.

Dietrich Kessler war Chef der bekannten Rockband Klosterbrüder, die sich 1975 in Gruppe Magdeburg umbenennen musste. Die Band stellte 1981, einzigartig in der DDR, einen gemeinsamen Ausreiseantrag. Die Folgen waren Berufsverbot und Inhaftierung.

Eberhard Klunker begann seine Profi-Laufbahn als Gitarrist bei der Modern Soul Band. Bis zu seiner Flucht 1975 mit seinem Musiker-Kollegen Olaf Wegener arbeitete er unter anderem mit Klaus Lenz, Uschi Brüning, Veronika Fischer und Hansi Bibel zusammen.

Hartmut Rüffert war selbst Teil der DDR-Opposition und interessierte sich früh für die sogenannte DDR-Rockmusik, die sich vor allem durch ihre sehr guten und in großen Teilen zeitlosen Texte auszeichnet.

Anschließend an das Gespräch findet um 20 Uhr im Malzhaus ein Konzert mit den Klosterbrüdern statt. 1963 von Magdeburger Studenten gegründet, entwickelten sich die Klosterbrüder zu einer der prägendsten Rockbands der DDR. Anfang der 70er stiegen sie ins Profilager auf und erspielten sich mit ihren energiegeladenen Konzerten Kultstatus. Songs wie „Fieber“ oder „Lied einer alten Stadt“ wurden zu Klassikern, Tourneen und Fernsehauftritte folgten.

Doch der Erfolg wurde den Kulturfunktionären zunehmend suspekt. 1975 musste die Band sich auf Druck des Ministeriums in Gruppe Magdeburg umbenennen – eine Maßnahme, die die Musiker zähneknirschend hinnahmen. Doch die Repressionen gingen weiter. 1980 wurde ein Fernsehauftritt in letzter Minute gestrichen – der Grund: Die Haare des Sängers seien „zu lang“. Das Urteil der Verantwortlichen: „Damit seid ihr für das DDR-Fernsehen erledigt.“

1981 stellte die Band gemeinsam einen Ausreiseantrag. Die Antwort: Berufsverbot und Haft. Dietrich Kessler und Hans-Joachim Kneis verbrachten 18 Monate im Stasi-Knast, bevor sie schließlich in den Westen abgeschoben wurden. Das Buch Stasi-Knast dokumentiert diese Zeit eindrucksvoll. Nach 25 Jahren – am 14. Januar 2000 – kehrten die Klosterbrüder mit einem gefeierten Comeback-Konzert in Magdeburg zurück auf die Bühne. Seitdem sind sie wieder regelmäßig live zu erleben – mit neuen Songs, aber auch mit der ganzen Kraft ihrer bewegten Geschichte.

Stimmen für ein IDZ (13): Steffen Kollwitz

Steffen Kollwitz gehörte zu jenen, die den Wahlbetrug im Mai 1989 in der DDR aufdeckten. Der Goldschmiedemeister aus Plauen war nach der politischen Wende u.a. als Stadtrat tätig. Heute merkt er in vielen Gesprächen mit Jugendlichen, wie wichtig die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist, weil Freiheit und Demokratie beileibe keine Selbstverständlichkeit sind. Für den ehemaligen Plauener Stadtrat ist das geplante IDZ längst überfällig. Ihn überzeugt am Standort gegenüber dem Wendedenkmal die authentische Lage, die transparente Gestaltung, und die Verbindung mit der Plauener Tourist-Information.

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Berliner Mauer: Festgenommen für die Freiheit. Die Geschichte Falk Mrázeks

Am Morgen des 13. August 1961 reißen tausende Volks- und Grenzpolizisten mitten in Berlin das Straßenpflaster auf. Sie errichten Barrikaden, stemmen Betonpfähle in den Boden und spannen Stacheldraht auf. Dieses Provisorium ersetzen Bautrupps in den folgenden Tagen durch eine fast zwei Meter hohe, massive Mauer, die die politische Spaltung Deutschlands und Europas greifbar werden lässt.

Falk Mrázek ist 17 Jahre alt, als er am 14. September 1978 allein mit dem Zug von Bischofswerda nach Berlin fährt. Sein Ziel ist der Pariser Platz, das Brandenburger Tor, die Mauer. Unter den Augen zahlreicher Touristen unterläuft er unweit des berühmten „Hotel Adlon“ eine Schranke der Grenzanlage und betritt damit militärisches Sperrgebiet. Unbewaffnet und mit erhobenen Händen geht Mrázek auf den Grenzposten zu, der mit dem Gewehr auf ihn zielt – und lässt sich festnehmen. Der Jugendliche möchte mit dieser Aktion dem Ausreiseantrag seiner Eltern Nachdruck verleihen. Was folgt, sind endlose Verhöre durch die Staatssicherheit und ein Urteil zu 14 Monaten Haft. Mrázeks Geschichte führt ihn durch verschiedene Gefängnisse, bis er in einem Arbeitslager des Chemiekombinates in Bitterfeld landet, wo er unter unvorstellbaren Bedingungen arbeiten muss. Schließlich über das Kaßberg-Gefängnis in Karl-Marx-Stadt freigekauft, geht Mrázek in den Westen und in die USA, wo er lange arbeitet. Kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland im vergangenen Jahr, schreibt er seine Lebensgeschichte nieder. In „Erwachsenwerden hinter Gittern. Als Teenager im DDR-Knast“ erzählt Mrázek, wie sein Leben an der Berliner Mauer seinen entscheidenden Wendepunkt nimmt. Heute sind diese Erfahrungen Grundlage für seine Aktivitäten als Zeitzeuge u. a. am Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz.

Letztlich trägt die Berliner Mauer auch dazu bei, die DDR loswerden zu wollen. Sie ist der zu Stein verdichtete Beleg für das Versagen eines Staates. Das zeigt auch das Beispiel von Falk Mrázek deutlich“, so der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Lutz Rathenow. Falk Mrázeks Buch ist kürzlich in der Buchreihe des Landesbeauftragte erschienen.