Meine Wende – unsere Einheit

Rund 30 Jahre nach ihrer Inhaftierung ins Chemnitzer Stasi-Gefängnis auf dem Kaßberg kehrt diese Frau in ihre Heimat im Osten ins vogtländische Greiz zurück. Stück für Stück arbeitet sie ihre Vergangenheit auf und findet zu dem Leben, das ihr entsagt wurde. Kein leichter Weg – aber ein mutiger und lohnenswerter.

https://www.zdf.de/filme/das-kleine-fernsehspiel/meine-wende-podcast-folge-22-100.html

Karl-Wilhelm-Fricke-Preis

Martin-Luther-King-Zentrum erhält Karl-Wilhelm-Fricke-Sonderpreis

Das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Werdau erhält am 10. Juni von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur den Karl-Wilhelm-Fricke-Sonderpreis. Damit würdige man den beharrlichen Einsatz des Vereins für die Aufarbeitung der Diktaturen des 20. Jahrhunderts und die demokratische Bildungsarbeit, so die Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky.

Zur Verleihung des Sonderpreises gratuliert der Landesbeauftragte dem Martin-Luther-King-Zentrum mit einer Laudatio: „Die Stiftung und die Jury haben eine gute und wichtige Wahl getroffen – sich in Zeiten drohender Corona-Isolation für diejenigen einzusetzen, die auf verschiedene Weise in bürgerschaftlichen Netzwerken arbeiten und für eine Vielfalt des Erin-nerns sowie für Neugier auf Demokratie und Gestaltungslust stehen“, erklärt Lutz Rathenow in seiner Rede und ergänzt: „Ihr habt immer wieder wichtige Impulse gesetzt, neue Verknüpfungsformen gefunden, wie man Jugendlichen heute die Geschichte von damals verständlich machen kann und in Zusammenhang setzen mit den Themen, die heute relevant sind: Zivilcourage und Gewaltfreiheit“.

Die Bundestiftung Aufarbeitung vergibt im 30. Jahr der Deutschen Einheit insgesamt drei Sonderpreise: Neben dem Martin-Luther-King-Zentrum werden die Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. und das National Human Rights Museum in Taiwan für ihr Engagement geehrt. Der Karl-Wilhelm-Fricke-Hauptpreis geht in diesem Jahr an die Filmemacherin Freya Klier, die sich nach Angaben der Jury seit ihrer erzwungenen Ausreise 1988 entschlossen für die Aufklärung über das Leben in der Diktatur und die Wertschätzung der Demokratie einsetzt. Der Landesbeauftragte beglückwünscht alle Preisträger!

Der von Burkhardt Veigel gestiftete Preis erinnert an das Lebenswerk des Publizisten Karl Wilhelm Fricke. Er wird seit 2017 von der Bundesstiftung Aufarbeitung vergeben, um Persönlichkeiten, Projekte und Initiativen auszuzeichnen, die mit ihrer Arbeit das Bewusstsein für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage stärken.

Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Preisverleihung am 10. Juni 2020 ab 11 Uhr per Live-Stream auf dem YouTube-Kanal der Bundesstiftung unter https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/stiftung/karl-wilhelm-fricke-preis übertragen und steht anschließend in der Mediathek der Stiftung zur Verfügung.

Wendepfarrer zu Besuch in Klingenthal

Ein Beitrag von Helmut Schlangstedt, 2011

Klingenthal gehörte vor 20 Jahren zu den ersten Orten, in denen sich Widerstand gegen die sozialistische Staatsmacht formierte. Am 13. Oktober 1989, nachdem in Plauen am 7. Oktober und in Leipzig am 9. Oktober Großdemonstrationen stattgefunden hatten, kam es hier zum ersten Aufbegehren. Zur Erinnerung fand am Freitag in der Rundkirche ein Gedenkgottesdienst statt.

Einer der Aktivisten der ersten Stunden war Frank Meinel aus dem Erzgebirge, 1986 bis 1993 Pfarrer der Rundkirche. Schon lange vor der Wende formierte sich hier leiser Widerstand. „Die Leute trafen sich zu Bibel- und Gesprächskreisen und zu Friedensgebeten“, erinnert sich der 49-Jährige. „Beim Studium meiner Stasi-Akte, die einen halben Meter hoch war, erfuhr ich, dass drei hauptamtliche und zwölf inoffizielle Mitarbeiter auf mich angesetzt waren“, berichtet er und ergänzt, dass er sogar zur Internierung in ein Lager vorgesehen war.

Am 13. Oktober 1989 zur ersten Demo mit rund 300 Teilnehmern befand er sich gerade auf der Rückreise von seinem Urlaub. Aus diesem Grund öffnete Pfarrer Christoph Neuhof aus Brunndöbra die Rundkirche, wo sich die Teilnehmer des Protestzuges versammelten. Eine Woche später, am 20. Oktober, waren es 2500 Teilnehmer, die die Kirche gar nicht fassen konnte. An diesem Tag traten unter Meinels Moderation Redner auf, was die draußen Gebliebenen über Lautsprecher verfolgen konnten.

Der 20. Oktober war die Geburtsstunde des „Runden Tisches“ in Klingenthal. Neben Pfarrer Meinel als Gesprächsleiter nahmen daran auch Frau Dr. Stephan und Dr. Günter Kunzmann teil. „Es war ein komisches Gefühl, plötzlich mit den Genossen der oberen Charge auf gleicher Augenhöhe zu sprechen“, sagt Meinel, dessen schwierigste Aufgabe am 5. Dezember anstand, als er mit einem halben Dutzend vom Bürgerkomitee das Stasi-Gebäude in der Kirchstraße betrat. Als ob man sie schon erwartet hätte, waren 14 Beamte plus Chef anwesend – die Akten nicht mehr. Beeindruckt und bedrückt war Meinel von der Waffenkammer im Keller mit Maschinengewehren, Pistolen, Handgranaten, Panzerfäusten und zwei Gasbehältern mit russischer Aufschrift. Die Waffen wurden einige Tage später von der Volkspolizei abgeholt.

Höhepunkt der Klingenthaler Demos war der 4. November mit rund 8000 Teilnehmern, die sich nach dem Marsch auf dem Markt versammelten. Nach der Maueröffnung am 9. November ebbte das Interesse ab. Meinel war später Initiator für die Übernahme des Kindergartens in der Kirchstraße in die Trägerschaft der evangelischen Kirche. Nach den ersten freien Wahlen zog er sich von der politischen Bühne zurück.

Im Gedenkgottesdienst, an dessen Vorbereitung Barbara Pfeiffer vom Zwotaer Pfarramt wesentlichen Anteil hat, wurden interessante Fotodokumente der Klingenthaler Wende auf eine Leinwand projiziert. Pfarrer Meinel sprach davon, wie ihn und seine Familie die damalige Zeit geprägt habe und warum sie ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Rückblickend, so sagt er, würde er heute alles wieder genauso machen, wobei das Ganze für ihn etwas mit dem Glauben zu tun hat. Gott habe die Menschen behütet, und die Kirche war für sie seinerzeit ein bergender Raum. 1993 verließ er aus familiären Gründen Klingenthal und folgte gleichzeitig einem Ruf des Landesbischofs nach Schneeberg.

Quelle: Vogtland-Anzeiger vom 01.06.2011
Mit freundlicher Genehmigung der Vogtland-Anzeiger Betriebs-GmbH & Co. KG
www.vogtland-anzeiger.de

Nachruf auf Hansjörg Weigel, den Begründer des Christlichen Friedensseminars Königswalde

Am 29. April 2020 verstarb Hansjörg Weigel im Alter von 77 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion. Hansjörg Weigel gründete 1973 das Christliche Friedensseminar Königswalde. Er war der konzeptionelle Kopf des Seminars und ein wichtiger Wegbereiter der Friedlichen Revolution. Der gelernte KfZ-Elektriker verweigerte 1963 den Wehrdienst und kam als Bausoldat zur Nationalen Volksarmee. Aus dieser Erfahrung heraus wollte er anderen Wehrdienstverweigerern Beistand bieten und lud nach Königswalde ein. Dort kamen junge Leute aus der ganzen DDR zusammen, um Fragen des Wehrdienstes und der Verweigerung zu besprechen. Die im Frühjahr und Herbst stattfindenden Treffen unter dem Dach der Kirche zogen von Jahr zu Jahr mehr Sympathisanten an. Sie entwickelten sich zu einem Kristallisationspunkt einer Gegenöffentlichkeit und gerieten deshalb ins Visier der Staatssicherheit. Die Stasi versuchte mit verschiedenen Methoden, das Seminar zu verhindern. 1980 wurde Weigel zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt. Da sich die Kirche und auch Westmedien intensiv für ihn einsetzten, kam er nach knapp drei Monaten frei.

Was Hansjörg Weigel in der sächsischen Provinz begann, erreichte bald eine große Sichtbarkeit und Wirkung. Lutz Rathenow erinnert sich: „Die ehemaligen Bausoldaten waren für mich die erste wirksame Oppositionsgruppe, die innerhalb der DDR für mich sichtbar geworden ist.“ Auch Erich Loest würdigte Königswalde: „Wenn je die Geschichte des Widerstands der DDR-Christen geschrieben wird, dann wird man in Königswalde, einem kleinen Dorf bei Chemnitz, anfangen müssen. (…) In Königswalde haben die Leute geübt, den Kopf zu erheben und hochzuhalten.“

Michael Beleites, ehemaliger Sächsischer Landesbeauftragter und Weggefährte, erinnert an seine persönlichen Begegnungen mit ihm: „Hansjörg hat in den 70er und 80er Jahren Menschen in der ganzen DDR inspiriert für ein Friedensengagement, das befreiend gewirkt hat. Er war nicht nur mutig, er war ein Mutmacher, der vielen anderen die Angst vor möglichen Repressionen genommen hat. Er hat selbst vorgelebt, dass man unabhängig von den äußeren Umständen innerlich frei ist, wenn man ein Bewusstsein von der eigenen Würde hat. Er hat immer auch um die Würde der anderen gewusst und vor niemanden Angst gehabt – auch vor der Stasi nicht. Hansjörg war einer, der seine friedenspolitischen Initiativen und sein oppositionelles Wirken auf der Basis eines „normalen“ praktischen Berufs betrieben hat. Er war ein Mensch, der bei all der inspirierenden Zuwendung für Außenseiter und Alternative selbst fest verwurzelt in einer ländlich lebenden Dorfgemeinschaft geblieben ist. Hansjörg hat uns gelehrt, dass Heimatverbundenheit und Weltoffenheit keine Gegensätze sind. Er war ein bodenständiger Revolutionär, der wohl deswegen die Belange der kirchlichen Friedensbewegung so glaubwürdig vermitteln konnte, weil er selber authentisch war in seinem Glauben, in seinen Worten und in seinen Werken.“

Informationen zurm Christlichen Friedensseminar: http://www.friedensseminar.de

Foto: Christliches Friedensseminar in Königswalde (c) Martin-Luther-King-Zentrum  Werdau

Verbesserung des Gesetzes über die Hilfe für Betroffene von kontaminierter Anti-D-Prophylaxe in der DDR

Die Landesbeauftragten begrüßen, dass Frauen, die durch die mit Hepatitis C kontaminierte Anti-D Prophylaxe erkrankt sind und schwer an ihrer Infektion und deren Folgen tragen, nun langfristig besser unterstützt werden. Die Betroffenen sind als junge Mütter in der DDR mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert worden und dabei Opfer einer Straftat durch staatliche Stellen geworden, die in der DDR vertuscht und verschwiegen wurde. Durch eine entsprechende Gesetzesänderung soll den Betroffenen nun besser geholfen werden. Betroffene Frauen, deren Viruslast sich aufgrund des medizinischen Fortschritts verringert hatte, deren Sekundärschädigungen jedoch weiter fortbestehen, behalten durch die Einführung einer Bestandsschutzregelung ab 1.1.2020 ihre monatliche Rente. Zudem erhalten auch alle betroffenen Frauen, denen ab 2014 die Rente herabgesetzt oder entzogen wurde, auf Antrag erneut eine Rente in der Höhe, die dem Grad der Schädigung vor der Neufestsetzung entspricht.

Weitere Informationen: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2019/hepatitis-c-opfer.html

Offener Brief vom 09.03.2020 an den Oberbürgermeister der Stadt Plauen

Unser Verein hat sich in den zurückliegenden Wochen intensiv an den Beratungen der Vorlagen in den Ausschüssen des Stadtrates beteiligt und diese verfolgt. Außerdem haben wir uns bereits mit den Schreiben vom 20.01.2019 sowie vom 18.11.2019 zum Standort sowie zu inhaltlich / konzeptionellen Fragen eines Informations- und Dokumentationszentrums (IDZ) geäußert und einen perspektivischen Neubau in der Melanchthonstraße begrüßt. In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister ging unser Verein nun auf die zwei Standortvorschläge und ihre Unterschiede ein, was ihre Eignung und Kosten aufweisen. Wir veröffentlichen hiermit den offenen Brief:

Download: Brief an OB zum Standortvergleich, März 2020

Vereinsmitglieder befürworten einhellig Dokumentationszentrum am Tunnel

Der Verein Vogtland ’89, der das Andenken an die Ereignisse der Friedlichen Revolution im Vogtland pflegen und wachhalten will, hat in einer Mitgliederversammlung den Vorstand neu gewählt. Als Vorsitzender bestätigt wurde Manfred Sörgel. Dem Vorstand gehören außerdem als Stellvertreter Dirk Heinze, als Schatzmeister Rolf Schwanitz und als Beisitzer Diana Langguth, Gerd Naumann und Hansjoachim Weiß an, teilte dieser mit.

Der 2017 gegründete Verein freut sich, dass mit Diana Langguth ein junges Mitglied im Vorstand mitarbeitet, denn dessen Ziel sei ja, die Ereignisse von 1989 nicht nur zu bewahren, sondern an künftige Generationen weiterzugeben, so Weiß. die im Auftrag des Vereins von Tino Peisker hergestellte Filmdoku „Aufbrüche“ kann dazu in Schulen genutzt werden.

Einhellig befürwortet der Verein den Beschluss des Vorstandes, ein Informations- und Dokumentationszentrum der Friedlichen Revolution am Tunnel in Verbindung mit dem Neubau einer Touristinformation zu unterstützen. Anerkennung findet auch der Vorschlag, den mit dem Neubau entstehenden Bereich vor dem Wendedenkmal in Thomas-Küttler-Platz zu benennen. Den 2019 verstorbenen Ehrenbürger ehrten die Anwesenden zu Beginn in einer Schweigeminute ebenso wie die verstorbenen Gründungsmitglieder Eckhardt Scharf aus Oelsnitz und Hartmut Seidel aus Plauen.

Picknick ohne Grenzen – Aktion am 3. Oktober zur Ehrung von DDR-Flüchtlingen

Anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2020 ist ein „Picknick ohne Grenzen“ geplant. Im Zentrum stehen alle DDR-Bürger, die bis zum Sommer 1989 die DDR verlassen haben. Ziel des Treffens ist die Zusammenführung von Menschen, die sich im Rahmen ihrer Flucht kennen gelernt und wieder verloren haben. Eingeladen sind aber auch alle, die vor 1989 die DDR illegal verlassen haben oder wollten und inhaftiert wurden. Eingeladen ist auch, wer direkt oder indirekt Flüchtlinge unterstützt oder Fluchthilfe geleistet hat.

Zum Hintergrund

Viele Menschen, die sich während ihrer Flucht im Sommer 1989 begegnet sind, haben extreme Situationen und Abenteuer erlebt. Die Allermeisten haben untereinander den Kontakt verloren. Meist weil keiner wusste, unter welcher Adresse man später zu finden sein wird, oft aber auch, weil die ganze Situation traumatisch war und man im Westen einfach nur schnell sein neues, besseres Leben beginnen wollte. Schwermütige Erinnerungen passten da nicht rein.Am 19. August 1989 erreicht der Druck seinen Höhepunkt bei der bis dahin größten Massenflucht auf dem „Paneuropäischen Picknick“ an der österreichisch-ungarischen Grenze nahe der Stadt Sopron. Historiker sehen in diesem Ereignis ein wesentliches Element, dass schließlich zum Fall der Mauer geführt hat. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft e.V. soll eine Wanderausstellung entstehen, auf der Einzelschicksale exemplarisch den Zeitgeist von damals erlebbar machen sollen.

Die Initiatoren

Katrin Linke und Karsten Brensing sind im Sommer 1989 aus der DDR geflüchtet. Ihre Geschichte haben sie 2019 in dem Buch „Eine Liebe ohne
Grenzen – Unsere Flucht aus der DDR“ als erzählerisches Sachbuch im Lübbe Verlag veröffentlicht.

Kontakt

Picknickohnegrenzen@gmail.com
F: 0361/34196528
M: 0176/21918075

Nachruf auf Eckardt Scharf

Pressemitteilung 26 / 2019 vom 09.01.2020

Am Silvestertag, dem 31. Dezember 2019, verstarb Eckardt Scharf, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Vogtland 89, im Alter von 65 Jahren. Das Engagement des gebürtigen Dresdners galt allem voran seiner vogtländischen Wahlheimat Oelsnitz. Als Stadt- und Kreisrat sowie als Geschäftsführer der Oelsnitzer Tourismus GmbH erhöhte Eckardt Scharf die Sichtbarkeit und die Außenwirkung der Großen Kreisstadt beachtlich.
Besonders am Herzen lag Eckardt Scharf die lebendige Vermittlung der deutschen Teilungsgeschichte. So setzte er sich im Freundes- und Förderkreis Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz e. V. stark für dessen Vermittlungskonzept Leben am Eisernen Vorhang ein. Das sachsenweite Pilotprojekt richtet sich vorrangig an Jugendliche und Schüler, die Eckardt Scharf für die wichtige Aufgabe und Chance zu sensibilisieren versuchte, Geschichte aufzuarbeiten und zu verstehen. Mit Leidenschaft und Ideenreichtum setzte er dies in konkrete Projekte um. Nicht nur die Info-Tafeln entlang der ehemaligen Grenze, sondern auch die Publikationen des Förderkreises, die Grenztouren oder die Gespräche mit Zeitzeugen sind wichtige Belege für Eckardt Scharfs Arbeit.
Neben dem ebenfalls kürzlich verstorbenen Dr. Hartmut Seidel, dem früheren Mitglied und Sprecher der Gruppe der 20 in Plauen, gehörte auch Eckardt Scharf zu den Initiatoren des Vereins Vogtland 89, der auch die Vermittlung des Themas Leben am Eisernen Vorhang zum Ziel hat. Ein praktisches Beispiel hierfür ist die Wanderausstellung Grenzenloses Sächsisch-Bayrisches Städtenetz, die im Herbst 2019 in Zusammenarbeit zwischen dem Oelsnitzer Förderverein und Vogtland 89 sowie mit Unterstützung des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur entstand und besondere Schicksals- und Erinnerungsorte am Grünen Band vorstellt. Ein von Eckardt Scharf 2019 begonnenes Projekt konnte nicht vollendet werden. Gern unterstützt der Sächsische Landesbeauftragte das Projekt weiterhin und ermutigt den Freundes- und Förderkreis Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz e. V., neuen Anlauf zu seiner Umsetzung zu nehmen.
Mit Eckardt Scharf verliert die kritische DDR-Aufarbeitung eine wichtige Stimme, einen engagierten Vermittler einer weltoffenen demokratischen Gesellschaft, im besten Sinne einen Macher und Mahner gegen das Vergessen. Der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur behält ihn und sein Wirken in ehrendem Gedenken. Nicht zuletzt wirkt Eckardt Scharfs Idee einer grenzüberschreitend lebendigen Erinnerung, Verständigung und Aufarbeitung deutsch-deutscher Geschichte fort, beim 24. Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen, der am 15. und 16. Mai 2020 in Plauen stattfinden wird.

Lutz Rathenow
Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur